
Flipped Classroom – so bereichert digital organisiertes Lernen Ihren Unterricht!
Lesedauer ca. 4 Minuten
Alles auf den Kopf stellen? Manchmal muss das sein, um Motivation und damit den Wissensdurst zu steigern. Dafür ist “Flipped Classroom” ein immer bedeutenderer Baustein im Unterricht. Lesen Sie hier, was es mit dem umgekehrten Klassenzimmer auf sich hat, welche Vorteile Lehrende und Lernende davon haben, wie sich die Methodik für Sie einfach in die Vorbereitung und den Unterricht integrieren lässt und wie Sie die dafür nötigen Lernvideos erstellen können!
Inhaltsverzeichnis
Flipped Classroom – Finnland macht es vor!
Finnland gehört schon seit Jahren zu den bestplatzierten Ländern im PISA-Ranking. Ebenso lange fragen sich andere europäische Länder, wie Deutschland, was diesen Unterschied ausmacht. Neben einer verlängerten Grundschulzeit, nach der sich die Schüler:innen erst für den weiteren Weg entscheiden, sind der selbstverständliche Um-gang mit digitalen Lerninhalten und selbstverantwortliches Lernen wichtige Bestandteile des innovativen Lernkonzepts. Vor allem das umgekehrte Klassenzimmer, das Flipped Classroom Konzept, bietet als Methode des integrativen Lernens einen Vorteil. Lerninhalte werden von den Lernenden zu Hause mit Hilfe von digitalen Lernvideos erarbeitet und die Anwendung im Unterricht integriert.
Der traditionelle Unterricht und seine Schwachstellen
Lehrerzentrierter Unterricht ist bisher die traditionelle Lernmethode: Lehrende dozieren, geben viel Input, aber wenig Impulse. Ziel ist es, möglichst viele Informationen in kurzer Zeit zu vermitteln, eine kurze Vorbereitungszeit zu haben und die Anwendung der Unterrichtsinhalte in Form von Hausaufgaben auszulagern. Für die Lernenden bedeutet es, die mehr oder weniger passive Aufnahme der Informationen mit wenig Beteiligung am Lerngeschehen.
Deutlich kristallisieren sich daher folgende Schwachstellen heraus:
- Schlechte Förderung der individuellen Stärken und Schwächen der Lernenden
- Zu lange Erklärphasen der Lehrenden
- Langwierige Hausaufgaben-Besprechung im Unterricht aufgrund zu schwerer Aufgabenstellung
- Sinkende Motivation der Schülerinnen und Schüler
- Fehlende Interaktion mit Klassenkameraden

© Katharina Friedrich
Einmal alles umdrehen bitte!
Dank des „Flipped Classroom“ oder des „Inverted Classroom“ werden die eingefahrenen Methoden des traditionellen Unterrichts wortwörtlich auf den Kopf gestellt. Die Inhalte der digital vorproduzierten Erklärvideos werden von den Lernenden – in ihrem eigenen Lerntempo – erarbeitet und dienen damit der selbstverantwortlichen Vorbereitung. Im Unterricht werden diese so angeeigneten Inhalte von allen Beteiligten im regen Austausch angewandt.
Um die Methodik anzuwenden, bedarf es ein wenig mehr Vorbereitung der Lehrenden. Allerdings können neben selbstproduzierten Videos auch Fremdvideos eingesetzt werden.
Vorteile der selbsterstellten Videos:
- Lerninhalte können an die Voraussetzungen der Lernenden angepasst werden
- Lerninhalte orientieren sich am Lehrwerk und Rahmenplan der Klasse
Vorteile der Fremdvideos:
- Professionelle Aufnahme
- Abwechslungsreiche Formate und Inhalte
Nach dieser selbstverantwortlichen Input-Phase werden im Unterricht die Lerninhalte weiter vertieft. Fragen der Schüler:innen werden von den Lehrenden beantwortet, mit verschiedenen Methoden und Aufgabenstellungen wird differenziert geübt und weiterführende Zusammenhänge werden erarbeitet. Hier wird auch ein Wechsel in der Sozialform möglich: In Partner- oder Gruppenarbeit werden Aufgaben bearbeitet, vertieft und besprochen, so dass wertvolle Interaktionen zwischen den Lernenden stattfinden können. Auch Einzelarbeit kann genutzt werden, damit jeder für sich konzentriert die Aufgaben lösen und somit individuell vom Lehrer gefördert werden kann.
Ziel des auf den Kopf gestellten Unterrichts ist es also, jedem Schüler und jeder Schülerin die Möglichkeit zu geben, sich die Lerninhalte selbst zu erarbeiten, so dass ein selbstorganisiertes Lernen gefördert wird!
Damit werden auch die Schwachstellen des traditionellen Unterrichts behoben:
- Alle Schülerinnen und Schüler können individuell an ihr Tempo angepasst, Inhalte selbstverantwortlich lernen
- Mehr Zeit im Unterricht für Lösung von Problemstellungen
- Videos sind leicht verständlich auf das Niveau der Schüler abgestimmt
- Steigende Motivation durch individuelle Lernerfolge
- Erhöhte Interaktion mit Klassenkameraden
Mit drei einfachen Schritten setzen Sie das Flipped Classroom Konzept in Ihrer Klasse um!

Abbildung 3: In drei Schritten gelangen Sie zur richtigen Umsetzung des Flipped Classroom.
1. Schritt: Erklärvideo
Vorbereitend für den Unterricht muss passend zur Themenauswahl ein Video erstellt werden oder ein bereits bestehendes ausgewählt werden. Für den Bereich Mathematik finden Interessierte verschiedene Erklärvideos auf der Homepage www.180grad-flip.de ! Hier werden die Themen klassenweise unterteilt, um Ihnen die Suche nach den passenden Inhalten zu erleichtern.
Wenn Sie das passende Video gefunden und angeklickt haben, werden Sie auf die entsprechende Seite bei YouTube weitergeleitet – für Klasse 8 beispielsweise Prozentrechnung.

Nach der Entscheidung für ein Thema können Sie sich mittels eines QR-Code Generators einen entsprechen-den QR-Code generieren lassen. Dieser kann direkt in das Arbeitsblatt integriert werden, welches die Lernen-den erhalten, um die Aufgaben Zuhause mit Hilfe des Lernvideos zu bearbeiten.

2. Schritt: Passendes Material erstellen
Zur Vertiefung des Wissens, müssen Sie nun geeignetes Material für die Unterrichtsstunde vorbereiten.
3. Schritt: Individuelles Lernen im Unterricht
Mit Hilfe unterschiedlicher Sozialformen können sich die Gruppen im letzten Schritt untereinander motivieren und unterstützen. Die Aufgabenstellungen sollten dabei so formuliert werden, dass alle Lernenden sich ihren Möglichkeiten entsprechend einbringen können. Bei einer Einzelarbeit sollten die Aufgabenstellungen unter-schiedlich schwer gestaltet werden, um ein individuelles Lerntempo zu ermöglichen. Weiterhin sollte die Mög-lichkeit zur Reflexion gegeben werden und auch der Einsatz von Medien zur Visualisierung. Sie stehen dabei allen unterstützend und beratend zur Seite. Somit wird die Unterrichtszeit zur Anwendung des Gelernten ge-nutzt und nicht wie im traditionellen Unterricht zur Hausaufgabenbesprechung und zur Einführung neuer Unter-richtsinhalte.